Castor-Transport erreicht nach 91-stündiger Reise sein Ziel
Der Castor-Transport hat mit grosser Verzögerung das Atommüll-Zwischenlager in Gorleben erreicht. Zuvor hatte die Polizei unter anderem mit einbetonierten Aktivisten zu kämpfen.
Rund 91 Stunden nach seiner Abfahrt in der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague hat der Castor-Transport mit hochradioaktivem Atommüll am Dienstag das Zwischenlager Gorleben erreicht. Gegen 09.47 Uhr traf der von starken Polizeikräften gesicherte Lkw-Konvoi mit den elf Atommüllbehältern im Zwischenlager im niedersächsischen Wendland ein, wie ein AFP-Reporter vor Ort berichtete.
Zuvor hatte die Polizei eine Blockade aufgehoben: Mehr als elf Stunden nach dem Beginn der Greenpeace-Blockade des Verladebahnhofs Dannenberg durch einen Bierlaster hat die Polizei die beiden einbetonierten Aktivisten aus dem Lkw geholt. Bis 06.15 Uhr waren die Greenpeace-Anhänger mit Hilfe von Presslufthämmern und Trennschleifern aus dem Beton gelöst. Bereits eine Stunde zuvor hatten Polizisten die ersten der ursprünglich fünf Aktivisten der Umweltorganisation aus dem acht Meter langen umgebauten Brauereifahrzeug geholt.
Einbetonierte Aktivisten
Auf der Strassenkreuzung vor dem Verladebahnhof in Dannenberg hatten Greenpeace-Aktivisten seit etwa 19.00 Uhr am Montagabend die Abfahrt der Tieflader mit den elf Atommüll-Behältern verhindert. Ein Mann und eine Frau waren laut Greenpeace in einer Metall-Beton-Konstruktion so befestigt, dass die Polizei den Lkw nicht fortbewegen könne, ohne sie zu verletzen.
Unterdessen räumten Polizeikräfte die Strassenblockade vor dem Atommüll-Zwischenlager Gorleben. Polizisten trugen ab etwa 03.30 Uhr Demonstranten einzeln weg. Nach Angaben der Organisatoren von der gewaltfreien Kampagne «X-tausendmal quer» waren zuletzt 4'000 Atomkraftgegner auf der Strasse, die Polizei sprach von etwa 3000.
Ausharren auf Strohsäcken
Die Demonstranten lagerten dort teilweise seit mehr als 42 Stunden auf Strohsäcken und Isomatten. Erstmals hatte die Polizei die Atomkraftgegner am Montagabend gegen 21.30 Uhr aufgefordert, die Strasse zu räumen.
Gegen 04.00 Uhr am Dienstagmorgen spannten Aktivisten der Umweltorganisation Robin Wood nach eigenen Angaben an zwei Stellen Seile über die Zufahrtsstrasse zum Zwischenlager Gorleben. Auch Polizeipräsenz hinderte sie nicht daran, sich demonstrativ über die Strasse zu hängen. Die Polizei liess jedoch nicht das Ausrollen eines Transparents durch einen Aktivisten an den Seilen zu.
Entschlossene Demonstranten
Die Sprecherin der Kampagne, Luise Neumann-Cosel, erklärte zur Blockade in Gorleben: «Wir setzen dem Atommüll und der massiven Polizeipräsenz uns selbst und unsere Entschlossenheit entgegen. Alle Beteiligten haben sich sehr gut auf die Begegnungen mit der Polizei bis zur Räumung vorbereitet.»
In der Nacht zuvor hatte die Polizei eine Schienenblockade von etwa 3000 Castorgegnern in Harlingen nahe Hitzacker geräumt und dafür knapp sieben Stunden benötigt.
Schon jetzt bricht der diesjährige Castor-Transport nach Gorleben mit 123 Tonnen hochradioaktivem Atommüll alle Rekorde. Am Dienstagmorgen dauerte der Transport, der Freitagnachmittag in Nordfrankreich begonnen hatte, bereits fast vier Tage oder 88 Stunden. Damit war der bisherige Höchststand aus dem Jahr 2008 von gut 79 Stunden deutlich übertroffen.
dapd/mrs/miw
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