Bund päppelt Natur mit 80 Millionen Franken pro Jahr auf
In der Schweiz sind fast die Hälfte der Lebensräume und mehr als ein Drittel der Tier- und Pflanzenarten bedroht. Die Strategie Biodiversität soll das ändern.

Der Bundesrat setzt die Strategie Biodiversität um. Umweltministerin Doris Leuthard hat am Donnerstag einen Aktionsplan mit diesem Ziel vorgestellt. Die Kosten für den Bund belaufen sich in einer ersten Phase auf 80 Millionen Franken pro Jahr. Weitere Mittel kommen von den Kantonen.
Das sei nicht wenig Geld, sagte Leuthard vor den Bundeshausmedien. Der Aktionsplan sei aber allemal billiger als später die Schäden zu reparieren. «Biodiversität ist ein Schlüssel für Wohlfahrt, Ernährungssicherheit, wirtschaftliche Entwicklung und die Gesundheit der Bevölkerung», erklärte die Bundesrätin.
Lebensraum für bedrohte Arten
Eine letzten Juni veröffentlichte Studie des Bundesamts für Umwelt hat aufgezeigt, dass es um die Biodiversität in der Schweiz nicht gut bestellt ist. Fast die Hälfte der untersuchten Lebensräume und mehr als ein Drittel der Tier- und Pflanzenarten sind bedroht. Gründe sind Zersiedelung, Infrastrukturen oder die Landwirtschaft.
«Diese Entwicklung beunruhigt den Bundesrat», sagte Leuthard. Darum begegnet er den negativen Auswirkungen der intensiven Nutzung nun mit gezielten Massnahmen zur Verbesserung der Biodiversität. Die erste Umsetzungsphase 2017-2023 enthält Sofortmassnahmen, die teilweise schon früher in Gang gesetzt wurden.
Dazu gehören Unterhalt und Sanierung bestehender Schutzgebiete oder die Schaffung neuer und grösserer Waldreservate. Ausreichend alte Bäume und Totholz sollen das Überleben von Waldarten sichern, insbesondere von bedrohten Käferarten. Zu den Sofortmassnahmen gehört auch die spezifische Förderung national prioritärer Arten. Die Liste umfasst rund 3600 Arten und reicht vom Braunbären bis zur duftenden Leimflechte.
19 Pilotprojekte
Synergiemassnahmen bündeln die Anstrengungen in verschiedenen Sektoren und Politikbereichen. Dazu gehören ein Konzept für eine landesweite ökologische Infrastruktur, die Entwicklung einer Bodenstrategie oder die Anpassung der landwirtschaftlichen Produktion an die natürlichen Standortbedingungen. Dabei wird unter anderem die Wirkung der Direktzahlungen auf die Biodiversität untersucht.
Schliesslich umfasst der Aktionsplan 19 Pilotprojekte. Eines davon hat die Inventarisierung der Waldwildnis-Flächen zum Ziel, ein anderes die Schaffung einer Flächenbörse für Ersatzmassnahmen. In einem weiteren Pilotprojekt sollen in einem Modellkanton Rückzonungen mit grösstmöglichem Nutzen für die Biodiversität erprobt werden.
Schrittweise Umsetzung
Die erste Umsetzungsphase des Aktionsplans wird mit einer Wirkungsanalyse abgeschlossen, die auch allfälligen gesetzgeberischen Handlungsbedarf aufzeigen soll. Ab 2024 folgt eine zweite Umsetzungsphase bis 2027. Anschliessend soll eine Gesamtevaluation aufzeigen, wo noch Defiziten bestehen.
Die Strategie Biodiversität Schweiz hat der Bundesrat schon 2012 verabschiedet. Die Umsetzung habe nun etwas länger gedauert als geplant, sagte Leuthard. Dafür seien die Massnahmen sorgfältig abgewogen. Zudem galt es, alle Beteiligten an Bord zu holen. Umgesetzt wird der Aktionsplan nämlich nicht vom Bund allein, sondern auch von Kantonen, Gemeinden sowie Verbänden, Forschung, Wirtschaft und Privaten.
Umweltorganisationen hatten bereits signalisiert, dass ihnen der Aktionsplan des Bundesrats nicht weit genug geht. Sie haben Anfang Woche ein Gegenkonzept vorgestellt.
SDA/mch
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