Flugzeugträger São PauloBrasilien versenkt «30’000 Tonnen schweres Giftpaket» im Ozean
Der Flugzeugträger São Paulo ist eine Umweltbelastung – und soll nun am Sinken sein. Die brasilianische Marine wird das Schiff deshalb auf dem Meeresboden entsorgen.

Der Flugzeugträger São Paulo wird nach dem Willen der brasilianischen Marine im Atlantik versenkt. In einer Mitteilung heisst es, dass das Schiff etwa 350 Kilometer vor der Küste im 5000 Meter tiefen Ozean entsorgt werde. Man habe keine andere Wahl, als die São Paulo dort untergehen zu lassen, heisst es, denn sie laufe bereits mit Wasser voll. Ansonsten riskiere man ein unkontrolliertes Sinken an einer ungeeigneten Stelle.
Umweltschützende halten aber jeden Ort für ein Versenken des Flugzeugträgers für unpassend, denn das Schiff wird als «30’000 Tonnen schweres Giftpaket» bezeichnet. Es ist voll mit Asbest und anderen giftigen Stoffen. Von 1963 bis 2000 war der Flugzeugträger unter dem Namen Foch ein Aushängeschild Frankreichs und zog mit bis zu 40 Kampfjets über die Meere. Dann wurde die Foch an Brasilien verkauft.
Altmetall sollte ausgeschlachtet werden
Dort bereitete das alte Schiff aber bald Probleme, die sich durch einen Brand an Bord im Jahr 2005 deutlich verschlimmerten. Eine Modernisierung des Flugzeugträgers wäre zu teuer gewesen. Brasilien beschloss deshalb, ihn loszuwerden.
Eine türkische Werft kaufte das 266 Meter lange Schiff im April 2021, um das Altmetall auszuschlachten. Seitdem fuhr ein niederländischer Schlepper mit der São Paulo durchs Meer. Die Reise nach Europa endete in der Strasse von Gibraltar, nachdem die türkischen Behörden die Einlaufgenehmigung zurückzogen. Die Werft drohte danach, das Schiff einfach mitten im Atlantik aufzugeben.

Brasilien übernahm deshalb wieder die Kontrolle und liess die São Paulo vorerst zurückkehren, stellte aber bereits eine «Verschlimmerung der Schäden» am Schiffsrumpf fest. Vergangene Woche am Freitag teilte die brasilianische Marine dann mit, dass sie den Flugzeugträger im Atlantik abgeschleppt hat. Angesichts des schlechten Zustands der São Paulo und des «erhöhten Risikos», das sie für die Umwelt darstelle, dürfe sie nicht mehr in einen brasilianischen Hafen oder auch nur in brasilianische Hoheitsgewässer, betonte die Marine.
Richter lehnt einstweilige Verfügung ab
Umweltorganisationen befürchteten, dass Brasilien das alte Schiff mitsamt seinen Abfällen versenkt. Die brasilianische Armee «schickt sich jetzt an, ein grosses Umweltverbrechen im Meer zu begehen», erklärte etwa der Chef der Nichtregierungsorganisation Basel Action Network, Jim Puckett. «Es ist beunruhigend, im Meer ein 30’000 Tonnen schweres giftiges Paket zu haben, von dem man den Empfänger nicht kennt», warnte die Umweltorganisation Robin Wood.

Die Nichtregierungsorganisation Shipbreaking Platform rief Präsident Lula als Oberbefehlshaber der brasilianischen Marine auf, «sofort einzuschreiten und anzuordnen, die São Paulo nach Rio de Janeiro zurückzubringen». Wenn Brasilien das Schiff hingegen «vorsätzlich» versenke, «käme das einem vom Staat in Auftrag gegebenen Umweltvergehen gleich».
Nun bewahrheiten sich die Befürchtungen der Umweltschützenden. Die brasilianische Marine betont derweil, dass die ausgesuchte Stelle fernab von jeglichen Umweltschutzzonen sei. Auch Kommunikationskabel gebe es dort keine. Ein Bundesrichter lehnte am Mittwoch eine einstweilige Verfügung gegen die geplante Versenkung ab. Er argumentierte, dass die Marine den Umweltaspekt gegen die anderen Einflussfaktoren abgewogen habe.
Im letzten Moment kam noch ein Angebot aus Saudi Arabien, den Brasilianern das Schiff für 30 Millionen Real (5,4 Millionen Franken) abzukaufen. Doch die Marine lehnte umgehend ab, da die São Paulo nicht mehr verschoben werden könne. Sie wird gemäss der Mitteilung nun im brasilianischen Hoheitsgebiet im Atlantik versenkt, an der Grenze zu den internationalen Gewässern.
AFP/anf
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