Feuer im «Bären» InsBrandruine steht mitten im Festgelände
Nach dem verheerenden Brand droht die Fassade des «Bären» einzustürzen. Das hat Auswirkungen auf den Verkehr – und das Jodlerfest vom Wochenende.
Dicker Rauch und Flammen im Herzen von Ins: Der Dachstock des «Bären» brannte am Dienstagabend aus. Unter den ersten Augenzeuginnen des Brandes waren zwei freie Mitarbeiterinnen des «Bieler Tagblatt», die in Ins wohnen, Monika Reichen und Tildy Schmid. Gerade auf der Heimkehr von einer Weiterbildung auf der Redaktion, kamen sie mit dem BTI-Bähnli um 20.21 Uhr bei der Haltestelle «Dorf» in Ins an, die sich direkt vis-a-vis vom «Bären» befindet. «Als wir ausstiegen, rochen wir zunächst Rauch, dann sahen wir Rauchschwaden über dem Dach», schildert Reichen.
Umgehend hätten sie über die Nummer 118 die Feuerwehr alarmiert, die offenbar kurz zuvor einen ersten Anruf erhalten hatte. «Die Zentrale wollte wissen, ob man schon Flammen sieht, was aber nicht der Fall war», so Reichen. Ein paar Minuten später seien die Feuerwehrleute mit ihren Privatautos zum Feuerwehrmagazin gerast, das sich nur 200 Meter von «Bären» entfernt befindet. Entsprechend schnell sei die Inser Feuerwehr am Brandort eingetroffen.
Das erste Feuerwehrauto sei schon da gewesen, ehe um etwa 20.30 Uhr die ersten Flammen aus dem Dach geschlagen hätten. «Erschreckend war, wie schnell sich das Feuer im ganzen Dachstock ausgebreitet hat», so Reichen, «ich hatte Hühnerhaut.»
Zum Grossbrand kam es ausgerechnet kurz vor dem Bernisch- Kantonalen Jodlerfest, das am Freitag in Ins startet und bei dem bis zu 30 000 Gäste erwartet werden. Auch auf dem Bärenplatz vor dem historischen Gebäude sind Festivitäten geplant. OK-Präsident Martin Graf stellt gegen Mittwochmittag klar: Das Jodlerfest findet auf jeden Fall statt – jedoch mit gewissen Einbussen.
Statiker untersuchen
Eigentlich wäre am Mittwochmorgen das Bärenplatz-Zelt des Jodlerfests von den Helfern aufgestellt worden. Doch mit dem Brand kam alles anders. Stattdessen untersuchen am Mittwoch Statiker der Gebäudeversicherung den Zustand des ehemaligen Restaurants Bären. Es ist noch längst keine Ruhe eingekehrt. Brandursache und die Höhe des Sachschadens sind gemäss der Kantonspolizei Bern noch nicht bekannt; die Ermittlungen sind am Mittwochnachmittag noch voll im Gang, wie Isabelle Wüthrich von der Kapo sagt. Der Schaden sei «erheblich», schrieb die Polizei bereits am Morgen. Die Feuerwehr ist vor Ort und hält aus Sicherheitsgründen Brandwache. Die Statiker kommen zum Schluss: Es herrscht Einsturzgefahr, weshalb im Verlaufe des Mittwochs ebenfalls bereits Bauunternehmen vor Ort sind, um mit Holzbalken die Fassaden zu stabilisieren. Die Feuerwehr unterstützt zudem die Statiker, unter anderem mit einem Hubrettungsfahrzeug, wie der Kommandant der Feuerwehr Ins, Daniel Fawer, sagt.
Es standen rund 120 Feuerwehrleute im Einsatz, um das Feuer zu löschen. Gegen 23 Uhr sei dies gelungen jedoch kamen bis morgens um 8 Uhr immer wieder Flammen auf. Die Feuerwehrleute konnten verhindern, dass das Feuer auf andere Gebäude übergreift (siehe Interview mit Daniel Fawer). Der Inser Kommandant konnte neben seinen Männern und Frauen auf die Unterstützung der Feuerwehr Jolimont, der Regio Feuerwehr Müntschemier-Siselen, der Berufsfeuerwehr Biel sowie der Berufsfeuerwehr von Schutz und Rettung Bern zählen.
Mehrere Tage Zugausfall
Die festgestellte Einsturzgefahr des Hauses beeinträchtigt auch weiterhin den Zugverkehr, der seit Brandausbruch unterbrochen ist. Auf der Strecke zwischen Brüttelen und Ins fallen die Kurse Stand Mittwochnachmittag weiterhin aus, Dauer unbekannt. Die Aare Seeland mobil (ASM) stellt Ersatzbusse. Wie Romina Ryser von der ASM sagt, ist mit Einschränkungen über mehrere Tage zu rechnen. Dies, weil die Fahrleitungen bei Einstürzen mitgerissen werden könnten. Die ASM sei aktuell daran, eine sogenannte Fahrleitungstrennschwelle einzubauen, damit die Züge in den kommenden Tagen zumindest bis zur Station Ins-Dorf verkehren können. Dann würde ein Bahnersatz lediglich noch von Ins-Dorf bis Ins verkehren müssen. Dieser Ersatz sei sichergestellt, so Ryser. Auch der Strassenverkehr wird aus Sicherheitsgründen auf unbestimmte Zeit weiter umgeleitet, wie Isabelle Wüthrich, Mediensprecherin der Kantonspolizei Bern, sagt.
Gemeindepräsident Kurt Stucki (SVP) äusserte gegenüber «Canal 3», wie sehr ihn der Brand schmerzt: «Für uns ist das ein einschneidendes Ereignis. Das Wahrzeichen des Dorfplatzes fehlt nun. Auch wenn das Restaurant nicht betrieben wurde, ist das Gebäude für unser Dorf wichtig.» Nicht nur emotional wichtig, sondern auch aus denkmalpflegerischer Sicht bedeutend ist der «Bären»: Es handelt sich um ein denkmalpflegerisch schützenswertes Objekt. Daher seien auch die Arbeiten nicht so einfach, sagt Fawer. Je nachdem müsse man in Absprache mit der Denkmalpflege Teile der Fassaden einreissen, wenn weiter Einsturzgefahr bis am Freitagmittag herrsche. Im Vordergrund stehe, die Gefahr zu bannen.
Fest mit verkleinertem Zelt
Für das Jodlerfest bedeutet das, dass das Zelt auf dem Bärenplatz verkleinert wird. Es müssen Sicherheitsabstände rund um das Gebäude eingehalten werden. Mit der 15 Meter langen Terrasse und einer Verkürzung des Zelts um fünf Meter ist dies möglich, sagt der OK-Präsident Graf. Für das Jodlerfest sei die Verkleinerung gut zu verkraften, denn insgesamt gebe es am Fest 14 Zelte. Bei den ganzen Vorbereitungen habe man immer grossen Wert auf den Krisenstab gelegt, auch wegen der Wettersituation. Oberstes Ziel sei, dass am Sonntag alle Menschen gesund nach Hause können, so der OK-Präsident.
Der festliche Umzug zum Abschluss des Bernisch-Kantonalen am Sonntag wird ebenfalls stattfinden, doch das Trottoir beim «Bären» wird gesperrt sein. Es werden also etwas weniger Gäste dem Umzug beiwohnen können. Vielleicht löse der Brand Solidarität aus, sagt Martin Graf, und die Menschen würden sich sagen: «Jetzt komme ich erst recht ans Fest.»
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