Bücher für 600 Dollar verkauftBob Dylan liess die Maschine arbeiten – und entschuldigt sich jetzt
Der Literaturnobelpreisträger hat «handsignierte» Bücher nie angefasst. Nun äussert er sich überraschend in eigener Sache.

600 Dollar – das zahlten Fans für ein handsigniertes Sonderexemplar von «The Philosophy of Modern Song» von Bob Dylan. Doch allzu lange währte ihre Freude nicht. Denn wie einige Käufer bei einem Vergleich über Social Media herausfanden, sahen die Unterschriften alle verdächtig ähnlich aus. Dabei hatte den 900 limitierten Ausgaben ein Schreiben von Simon & Schuster-Verlagschef Jonathan Karp beigelegen, in dem er für die Echtheit der Unterschrift gebürgt hatte.
Nach anhaltendem Druck räumte der renommierte Verlag in einem Instagram-Post ein, dass die Unterschrift ein mechanisches Duplikat sei und versprach den Käufern Rückerstattung. Der «Rolling Stone» bezeichnete Dylan daraufhin empört als «wild gewordene Signiermaschine».
«So etwas wird in der Kunst- und Literaturwelt ‹ständig› gemacht»
Nun hat sich der bekannte Sänger selbst zum Fall geäussert – und das ist ebenfalls eine Überraschung. Schliesslich gilt der Star als sehr zurückhaltend. 2016 kam er nicht nach Stockholm, um sich den Literaturnobelpreis persönlich abzuholen. Dylan schreibt, er bedauere es sehr, einen «Ermessensfehler» gemacht zu haben, als er zugelassen habe, dass die Bücher als handsigniert verkauft werden.
Dylan begründet den Schritt mit gesundheitlichen Problemen. Seit 2019 hätten ihn schlimme Schwindelanfälle geplagt. Er habe für die Signierstunden früher jeweils mit fünf Leuten zusammengearbeitet und habe dafür während der Corona-Zeit keinen sicheren Weg gesehen. «Angesichts der sich abzeichnenden vertraglichen Fristen wurde mir die Idee nahegelegt, einen Autopen zu verwenden, zusammen mit der Gewissheit, dass so etwas in der Kunst- und Literaturwelt ‹ständig› gemacht wird.»
Ebenfalls mit einer Signiermaschine unterschrieben wurden zwei 2022 veröffentlichte Kunstdruck-Kollektionen von Dylan. Käufern, die einen maschinensignierten Druck besitzen, wird nun eine volle Rückerstattung angeboten. Sie werden jedoch aufgefordert, «das aktuelle Echtheitszertifikat gegen eines auszutauschen, das die Signiermaschinen-Signatur widerspiegelt».

«Ich war nicht in der Lage, meinen Namen 10’000 Mal von Hand zu schreiben»
Bob Dylan ist nicht der erste bekannte Musiker, der den Einsatz einer Signiermaschine eingesteht. Sinead O’Connor gab laut «BBC» zu, ihre Memoiren mit einem solchen Gerät unterschrieben zu haben, und sagte: «Ich war nicht in der Lage, meinen Namen 10’000 Mal von Hand zu schreiben.» In ihrem Fall wurden die Bücher für 30 Pfund (mittlerweile 35 Franken) verkauft. Der Aufruhr hielt sich dementsprechend in Grenzen – obwohl viele Einzelhändler die signierten Exemplare von O'Connors Buch nach ihrem Geständnis aus dem Verkauf zurückzogen.
nlu
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