Polizei führt 15 Personen abBasler Fans marschieren mit Pyros durch den Berner Bahnhof
Zur Partie YB gegen Basel sind keine Gästefans zugelassen. Hunderte FCB-Anhänger reisten trotzdem an – und tricksten die Polizei letztlich aus.
Nachdem die Polizei ihre Posten am Berner Bahnhof am frühen Abend geräumt hatte, versammelten sich rund vierhundert Anhänger des FC Basel auf dem Waisenhausplatz vor einem Glühweinstand – notabene unmittelbar vor dem Hauptquartier der Kapo.
Ihnen war es gelungen, den ganzen Nachmittag in der Stadt unerkannt zu bleiben. Von dort zogen die Fans weiter vor die Heiliggeistkirche, zündeten Pyros, sangen Fanlieder und nahmen dann den Zug Richtung Basel. Die Polizei, die nur noch mit einem kleinen Aufgebot vor Ort war, hatte keine Chance, noch zu reagieren.
Auch der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause war zu der Zeit am Bahnhof zugegen. Nach Angaben der Kantonspolizei Bern habe man «aus Gründen der Verhältnismässigkeit» und «mit Blick auf den Pendlerverkehr» auf ein Einschreiten verzichtet.
Party in Basel fortgesetzt
Kurz vor acht Uhr kam der Zug der Enttäuschten am Bahnhof Basel SBB an. Beim Aussteigen suchten die regulären Zugreisenden schnell das Weite oder liessen den FCB-Fans den Vortritt. Letztere sangen, sprangen und feierten sich selbst auf dem Perron.
Nachdem die Pyros abgebrannt waren, machten die rund 400 Personen auf der Passerelle nochmals Halt und auf sich aufmerksam. Geleitschutz gab es nur durch die eigenen Leute in den roten und blauen Jacken – von der Basler Polizei war beim kleinen Fanmarsch durch das Bahnhofsgebäude nichts zu sehen.
Der Tross liess den Ausflug in die Bundeshauptstadt auf dem Meret Oppenheim-Platz ausklingen. Mit «Wer nid gumpt, dä isch kai Basler»-Gesängen stimmten sie sich auf die Partie ein. Rund fünf Minuten vor dem Anpfiff stand dann auch der Beamer, der das Spiel auf die Rückseite der Tramhaltestelle projizierte.

Nachmittags noch alles im Griff
Zurück nach Bern: Bereits kurz nach Mittag standen über 150 Polizistinnen und Polizisten bei den Perronabgängen in der Unterführung des Berner Bahnhofs. Sie führten Personenkontrollen und Leibesvisitationen durch.
Aufgrund der aktuellen Pandemiesituation sind in den Schweizer Fussballstadien seit letzter Woche keine Gästefans mehr zugelassen. Ein Teil der Basler Fanszene hatte im Vorfeld des Spitzenspiels zwischen den Young Boys und dem FCB angekündigt, trotz des Verbotes nach Bern reisen zu wollen. Die Berner Polizei versuchte, diese Fans gezielt ausfindig zu machen und wieder nach Hause zu schicken.
Fragen stellen sich bezüglich der gesetzlichen Grundlage für die Wegweisungen. «Wir stützen uns dabei auf das Berner Polizeigesetz», sagt Christoph Gnägi, Leiter der Medienstelle der Kantonspolizei Bern. Das Gesetz verpflichte die Kantonspolizei, die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten.
Wie die Polizei am späten Abend mitteilte, wurden 15 Personen vorübergehend in Polizeigewahrsam genommen. Ausserdem seien bei den Personenkontrollen pyrotechnische Gegenstände sowie mehrere Sturmhauben und ein Zahnschutz sichergestellt.
FCB-Geschäftsführer: «Freie Menschen»
Rückendeckung haben die Fans von FCB-Geschäftsführer Dani Büchi erhalten. In einem heute erschienenen Interview mit der «bz Basel» sagte er, dass er viele Basler Fans in Bern erwarte. «Sie sind freie Menschen und dürfen an den Weihnachtsmarkt nach Bern», so Büchi. Und er gehe davon aus, dass sie dies «hochanständig» machen werden.
Beim heutigen Schlagermatch handelt es sich um ein Nachtragsspiel. Eigentlich hätte die Partie bereits am 20. November stattfinden sollen. Sie wurde aber wegen einer Baustelle beim Bahnhof Wankdorf abgesagt. Laut den Berner Behörden wäre eine geregelte Anreise nicht möglich gewesen. Bei den Basler Fans sorgte diese Begründung allerdings für Stirnrunzeln.
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