Bern schafft im Osten Platz für das Velo
Bern, Muri, Kanton und Bund arbeiten an einem neuen Verkehrsmanagement im Osten Berns. Dank Verbesserungen soll der Autoverkehr künftig effizienter abgewickelt werden – und gleichzeitig viel Platz für das Velo geschaffen werden.

Die SVP fürchtete eine «Torpedierung des Gewerbe- und Privatverkehrs», weil Mitte-links «wie verrückt» die Veloinfrastruktur ausbaue. Doch der Widerstand war vergeblich: Als Berns Stadtparlament im August 2015 den Projektierungskredit für die Umgestaltung von Thunplatz, Burgernziel und Ostring behandelte, setzten sich die veloaffinen Kräfte durch. Sie beauftragten den Gemeinderat, auf der ganzen Strecke in beiden Richtungen einen 1,50 Meter breiten Velostreifen zu planen.
Auftrag erfüllt, meldete der Gemeinderat im Oktober 2016: Der geforderte Velostreifen sei «durchgehend möglich». Damit gaben sich die Planer aber noch nicht zufrieden. Hinter den Kulissen brüten sie derzeit über einer noch velofreundlicheren Lösung.
«Wir prüfen, ob es bessere Varianten gibt», bestätigt Verkehrsplaner Karl Vogel. Denn: «Schliesslich handelt es sich bei der Strecke um einen Teil einer geplanten Velohauptroute.» Und bei diesen besteht die klare Breitenvorgabe von 2,50 Metern.
In den nächsten Wochen will die Stadt entscheiden, wo genau die Velohauptroute zwischen Helvetia- und Freudenbergerplatz durchführen soll. Fest steht bereits, dass sie teilweise – baulich abgetrennt – auf dem heutigen Trottoir verlaufen wird. Dies sei mit Fussverkehrs- und Behindertenorganisationen abgesprochen, sagt Vogel. «Auf den betroffenen Abschnitten reicht der Platz für eine baulich abgetrennte Veloführung aus.»
Kreisel wird Ampel-Kreuzung
Die Planung einer Velohauptroute ist bloss ein kleiner Teil einer Riesenkiste, die es im Osten der Stadt zu stemmen gilt: Auf der ganzen Strecke müssen früher oder später die Tramgleise saniert werden, im Ostring relativ dringend. Dort soll nach der Verlegung der Tramhaltestelle das Wartehäuschen entfernt und der Kiosk in die neue Überbauung im Burgernziel verlegt werden.
Ebenfalls saniert wird der Thunplatz, wo das Verkehrsregime unangetastet bleibt. Ganz im Gegensatz zum Burgernzielkreisel, der zu einer Kreuzung mit Lichtsignalanlage umgebaut wird. Die Tramwendeschlaufe im Burgernziel fällt weg und soll durch ein Dienstgleis zwischen Muristrasse und Ostring ersetzt werden.
Am anspruchsvollen Gesamtprojekt hängen zahlreiche Drittprojekte, etwa Verkehrsberuhigungen in den Quartieren, die Sanierung der Achse Monbijoubrücke/Eigerstrasse oder die Neugestaltung des Helvetiaplatzes.
Im ursprünglichen Vortrag des Gemeinderats ebenfalls als «abhängige» Drittprojekte aufgelistet sind die von Beschwerden blockierte Pannenstreifenumnutzung (PUN) auf der Autobahn zwischen Wankdorf und Muri sowie die Korrektion Thunstrasse Muri.
Einsprache des Bunds
Die beiden letzteren Projekte zeigen an, dass die Stadt mit ihren Herausforderungen im Osten nicht allein ist. Betroffen ist ebenso die Gemeinde Muri bei Bern, die Korrektion Thunstrasse Muri liegt beim Kanton, PUN beim Bundesamt für Strassen (Astra).
Vor fünf Jahren, als die ganze Planung am Anfang stand, verband diese Partner ein böser Verdacht: Wollte die Stadt etwa ihre Staus auslagern, ihre eigenen Strassen entlasten und dafür ein Verkehrschaos in Muri und auf der Autobahn provozieren? Das Parlament von Muri protestierte ebenso gegen die Pläne der Stadt wie das Astra, das gegen ein erstes Plangenehmigungsverfahren Ostring Einsprache einlegte.
Unter der Leitung von Stadtingenieur Hans-Peter Wyss nahm die Stadt noch einmal Anlauf – und hat nun alle Partner mit im Boot, wie Wyss sagt: «Alle Projektpartner sprechen nun eine gemeinsame Sprache und haben sich über das weitere Vorgehen geeinigt.»

«Der Verkehr kann in Zukunft dank Staudetektoren und klug platzierten Stauräumen viel effizienter organisiert werden.»
In die Hand spielten den Behörden dabei die aktualisierten Prognosen: Gemäss neusten Zahlen wird die Verkehrsbelastung im Jahr 2030 geringer sein, als sie noch im Vorprojekt von 2011 geschätzt wurde. «Zudem kann der Verkehr künftig dank Staudetektoren und klug platzierten Stauräumen viel effizienter organisiert werden.»
In der Rushhour wirds eng
Fazit: Statt wie ursprünglich davon auszugehen, dass der Autoverkehr im Perimeter Thunplatz/Ostring um 15 Prozent reduziert werden muss, glauben die involvierten Planer nun, dass der Verkehr 2030 ohne diese Reduktion abgewickelt werden kann.
«Einzig in den Spitzenzeiten am Morgen und am Abend kann ein Teil des Verkehrs ohne zusätzliche Massnahmen nicht bewältigt werden», so Wyss. «Allerdings haben die Stauräume genügend Kapazitäten, um diese vorübergehende Überlastung auszugleichen.»
Es bleibt aber auch bei den neuen Plänen dabei: Die «Dosierstrecken», wo Wartezeiten für Autofahrer anfallen werden, liegen vor allem an beziehungsweise ausserhalb der Stadtgrenze, während der Verkehr zwischen der Berner Thunstrasse und dem Ostring auch während der Spitzenzeiten fliesst. Der ÖV werde nirgends behindert, so Wyss, Gefahr von Rückstaus auf der Autobahn bestehe nicht.
Alles hängt an der PUN
«Wir haben einen Konsens gefunden», sagt Thomas Hanke (FDP), Gemeindepräsident von Muri. «Nun liegt eine Lösung vor, die für alle gangbar ist.» Er sei froh, dass die Stadt ihre Planung und die Beteiligung der involvierten Partner noch einmal gründlich überdacht habe.
Hankes Zustimmung zum eingeschlagenen Weg hat aber eine Einschränkung: «Die ganze Planung hängt davon ab, dass die PUN zwischen Wankdorf und Muri realisiert werden kann.» Vogel und Wyss von der Berner Stadtverwaltung bestätigen dies: «Die aktualisierten Verkehrsprognosen gehen davon aus, dass die PUN langfristig – im Zeithorizont 2030 – realisiert werden kann», sagt Wyss.
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