Balsam auf die Zürcher Seele
Der FCZ findet die richtige Antwort auf das Debakel in Basel und gewinnt bei Servette 1:0 – das Spiel ist ein Fingerzeig, was er künftig zu beherzigen hat.
Sie zündeten keine Kerzen in der Kirche an, sie liefen auch nicht über heisse Kohle. «Wir haben nichts Voodoo-mässiges gemacht», sagt Ludovic Magnin. Die Zürcher haben in der kurzen Zeit zwischen den Spielen in Basel und Genf nur eines getan: Sie sind in sich gegangen.
Basel steht für ein 0:4, das letzten Mittwoch alle Schwächen des FCZ schonungslos offenlegte, für eine Mannschaft, die noch immer nach einem Gesicht und Gerüst sucht. Genf steht für die Antwort darauf, für ein 1:0 an diesem wunderbaren Sonntag, das das Lachen auf die Zürcher Gesichter zurückgebracht hat.
«Der Ansatz hat gestimmt», sagt Yanick Brecher, der Goalie und Captain, «der Ansatz, der Einsatz und die Mentalität.» Seine Bilanz sagt so viel darüber aus, woran der FCZ in Zukunft zu arbeiten und was er zu beherzigen hat. Das schöne Spiel mag ehrenwert sein, es ist nur eine Zugabe. In erster Linie geht es darum, das Spiel als Arbeit zu begreifen – auch beim FCZ, vor allem beim FCZ.
Domgjonis Beispiel
Die Entstehung des Tores vor 7036 Zuschauern zeigt, dass er zumindest in Genf diese Einsicht gehabt hat. Servettes Goalie Frick will einen Angriff aus dem eigenen Strafraum heraus aufbauen, so will es eben sein Trainer Alain Geiger. Der Pass von Frick findet Gaël Ondouna, doch dessen Pech ist, dass ihm Toni Domgjoni 30 Meter vor dem Genfer Tor sofort auf die Füsse steigt und den Ball abnimmt.
Der Zürcher, 21-jährig erst, setzt zum Gegenangriff an, und an dessen Ende stehen die weich geschlagene Flanke von Marco Schönbächler und der erfolgreiche Kopfball von Antonio Marchesano. In der Coachingzone spürt Magnin «den Nervenkitzel», weil das Tor vom VAR überprüft wird. Es wird gegeben, es ist das 1:0 nach 33 Minuten und schliesslich der Sieg.
«Ein Sieg tut immer sehr, sehr gut», sagt Brecher, «aber der hier ist nach dem Match in Basel Balsam auf die Seele.» Er bringt das Lachen kaum mehr aus dem Gesicht. Dabei vergisst er nicht zu erwähnen, dass das eine oder andere nicht gut gewesen ist. Da ist zum Beispiel der Anfang, als schiefgeht, was nur schiefgehen kann. Nathan und Mirlind Kryeziu behindern sich beim Kopfball, Kevin Rüegg schlägt den Ball nicht weg, sondern legt ihn Schalk auf den Fuss. Brecher kann Schalks Schuss noch abwehren, doch Koro Kone ist zur Stelle, um ins Tor zu treffen. An der Seitenlinie ist Magnin entsetzt: «Das kann nicht wahr sein!» Für ihn ist klar: «Es steht 0:1.» Er bekommt erst verzögert mit, dass der VAR das Tor annulliert, Kone hat im Abseits gestanden. Der Entscheid verwirrt Servette und hat den gegenteiligen Effekt auf den FCZ, er erwacht wie nach einem heilsamen Schock und beginnt das Spiel zu dominieren. Nicht dass er ein Spektakel abliefern würde, so gut ist er dann doch nicht. Aber er macht, was er tun muss: Er kämpft, er ist aggressiv, hartnäckig.
Ceesays Theatralik
Die Umstellungen von Magnin zahlen sich aus. Gegenüber Basel hat er sechs Spieler ausgewechselt. Keiner vermisst Charabadse, Popovic, Janjicic oder Kramer. Dafür zeigt Domgjoni Präsenz, Marchesano ist der Marchesano, wie er es viel zu selten ist, Ceesay ist unablässig unterwegs als Sturmspitze. Und die Theatralik von Ceesay ist es, die nur vier Minuten nach Marchesanos Treffer Servette weiter schwächt. Er wird unabsichtlich von Stevanovic im Gesicht getroffen, spielt den sterbenden Schwan und provoziert so die Gelb-Rote Karte für den Genfer.
Zum fünften Mal schon verliert diese Saison der Gegner einen Spieler durch einen Platzverweis. Anfänglich ging das nicht gut, bei Sion setzte es ein 1:3 ab, gegen Xamax gab es in Überzahl nur ein 2:2. Doch mittlerweile haben sich die Zürcher daran gewöhnt, einen Spieler mehr auf dem Platz zu haben. Nach der Pause stehen sie tief, «zu tief», wie Magnin findet, aber Brecher im Tor ist nicht einmal ernsthaft geprüft. Was dem FCZ dafür fehlt, ist die Effizienz. Mehrmals könnte er bei Kontern das beruhigende zweite Tor erzielen, er schafft es nicht.
Nächsten Sonntag heisst der Gegner YB. Brecher sagt: «Wir müssen die richtige Mentalität auf den Platz bringen. Wir müssen nicht reden, sondern liefern.» YB ist nicht Servette.
Telegramm:
Servette - Zürich 0:1 (0:0)
7036 Zuschauer. - SR Dudic.
Tor: 35. Marchesano (Schönbächler) 0:1.
Servette: Frick; Rouiller, Routis, Sasso, Severin (68. Tasar); Cespedes; Stevanovic, Ondoua, Wüthrich (46. Imeri); Schalk, Kone (75. Kyei).
Zürich: Brecher; Rüegg, Nathan, Mirlind Kryeziu (46. Bangura), Pa Modou; Sohm, Domgjoni; Schönbächler, Marchesano (89. Janjicic), Mahi; Ceesay (79. Kramer).
Bemerkungen: Servette ohne Sauthier, Iapichino, Cognat (alle rekonvaleszent). Zürich ohne Winter, Kololli und Hekuran Kryeziu (alle verletzt). 37. Gelb-Rote Karte gegen Stevanovic wegen Foul. Verwarnungen: 11. Stevanovic (Foul). 25. Domgjoni (Foul). 81. Cespedes (Foul). 90. Nathan (Foul). 91. Brecher (Unsportlichkeit).
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