Putin fordert Feuerpause im Jemen
Russland hat dem UNO-Sicherheitsrat eine Resolution für einen Unterbruch der saudischen Luftangriffe im Jemen vorgelegt. Diese finden bei einem Teil der Vetomächte aber bislang Zuspruch.

Der UNO-Sicherheitsrat hat die Entscheidung über eine humanitäre Feuerpause im Jemen aufgeschoben. Russland hatte am Samstagabend auf der Sondersitzung des Weltgremiums vorgeschlagen, dass Saudiarabien und seine Verbündeten ihre Luftangriffe auf Ziele im Jemen vorerst stoppen, damit der notleidenden Bevölkerung geholfen werden könne.
«Die Ratsmitglieder brauchen noch Zeit, den russischen Vorschlag zu überdenken», sagte Jordaniens UNO-Botschafterin Dina Kawar nach der zweieinhalbstündigen Debatte im Sicherheitsrat. Die Diplomatin führt in diesem Monat den Vorsitz im Gremium. «Wir hoffen, dass wir am Montag etwas vorlegen können», fügte sie hinzu.
Humanistischer Resolutionsentwurf: Russland und das Rote Kreuz fordern eine Unterbrechung der von Saudiarabien angeführten Luftangriffe im Jemen. Video: Reuters (4. April 2015)
Saudiarabien und neun weitere sunnitische Länder bombardieren seit zehn Tagen Stellungen und Waffenlager der schiitischen Huthi-Rebellen. Die Aufständischen kontrollieren seit letztem September die Hauptstadt Sanaa und besetzten zeitweise Aden, in das sie am Sonntag erneut vordrangen.
Aden ist nach der Hauptstadt Sanaa die zweitgrösste Stadt des Landes. Wegen ihrer Lage am Zugang zum Roten Meer ist sie von strategischer Bedeutung. Ihr Verlust wäre ein schwerer Schlag für Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi, der vor den Huthi-Rebellen zunächst aus Sanaa nach Aden und dann nach Saudiarabien geflohen ist. Die Huthis gehören der schiitischen Sekte der Saiditen an. Ihnen wird Rückendeckung durch den Iran nachgesagt, und sie sind mit Armeeeinheiten verbündet, die dem 2012 abgetretenen Präsidenten Ali Abdullah Saleh loyal geblieben sind.
Briten lehnen Feuerpause ab
Grossbritanniens stellvertretender UNO-Botschafter Peter Wilson sagte, dass sein Land die Luftangriffe auf die Rebellen weiter unterstütze. Zivile Opfer müssten aber unbedingt vermieden werden.
«Aber es ist auch äussert wichtig festzustellen, wie wir in diese Situation gekommen sind: Weil die Huthis immer und immer wieder Waffenruhen verletzt, militärische Aktionen angezettelt und zur Gewalt gegriffen haben, statt sich an den politischen Gesprächen zu beteiligen», sagte Wilson.
Die Russen hatten in den vergangenen Tagen Probleme, ihre Landsleute aus dem Bürgerkriegsland herauszuholen.
Rotes Kreuz bittet um Feuerpause
Im Iran verurteilten am Sonntag 262 von 290 Abgeordneten den Angriff Saudi-Arabiens als «klare Aggression gegen ein Volk und ein unabhängiges Land». Saudiarabien rechtfertigt die Luftgriffe auch damit, dass der schiitische Iran die Huthi-Rebellen unterstütze. Es ist allerdings unklar, wie konkret die Unterstützung durch Teheran tatsächlich ist. Die saudiarabischen Luftangriffe forderten bislang viele Opfer unter der Zivilbevölkerung. In Sanaa, wo die militärische Infrastruktur der Huthis und der Saleh-treuen Truppen bombardiert wurde, werden die Lebensmittel knapp, wie Bewohner berichteten.
Das Rote Kreuz hatte am Samstag ebenfalls zu einer 24 Stunden langen Feuerpause aus humanitären Gründen aufgerufen. Nur so könnten die vielen Verletzten versorgt werden, und die Einwohner der umkämpften Gebiete in die Lage versetzt werden, Wasser und Nahrungsmittel zu besorgen, erklärte ein Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK).
Indien brachte am Sonntag 700 indische Staatsbürger - zumeist Gastarbeiter - aus dem umkämpften Aden in Sicherheit, wie das indische Aussenministerium mitteilte. Auch Pakistan und die Türkei flogen Ausländer aus Aden aus, wie vom Flughafen bestätigt wurde. Bei einem saudiarabischen Luftangriff waren am Samstag in Sanaa mindestens zehn Menschen getötet worden. Dutzende weitere erlitten Verletzungen, wie Anwohner im Vorort Hadschar Akasch berichteten. Die Siedlung war irrtümlich getroffen worden. Ziel des Angriffs sei ein nahes Camp der Huthi-Milizen gewesen, hiess es.
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