Kräftemessen in Da Nang
Erst Trump, dann Xi: die beiden mächtigsten Politiker der Welt hintereinander, mit nur zehn Minuten Pause. Auf dem Asien-Pazifik-Gipfel in Vietnam kann man zusehen, wie sich die Kräfteverhältnisse verschieben. Ein Dritter muss warten.

Wer an diesem Freitag den beiden mächtigsten Politikern der Welt zuhört, traut seinen Ohren nicht. Unmittelbar nacheinander treten Donald Trump und Xi Jinping beim Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftskooperation (Apec) auf, der dieses Jahr in Da Nang stattfindet, einer von Vietnams Boomstädten. Für Freihandel und Multilateralismus steht der eine, für eine Art nationalen Darwinismus und ein Heil im «Jeder für sich!» der andere.
Nur: Es ist nicht der US-Präsident, der einer geeinten Welt das Wort redet. Sondern der Chinese. Wenn sich das fortsetzt, könnte es eine Zeitenwende bedeuten. Und auch Amerikas Rolle als globale Führungsmacht noch weiter in Gefahr bringen. Im grossen Ballsaal des Fünfsternhotels Furama ist jedenfalls klar, wie im Kreis der 21 Apec-Staaten die Sympathien verteilt sind: Xi bekommt nach den jeweils halbstündigen Reden deutlich mehr Applaus.
«Unumkehrbarer Trend»
Für Trump ist die Zukunft auch im pazifischen Raum ziemlich einfach: Jeder muss schauen, wo er bleibt. Kämpferisch verkündet er eine Abkehr der USA von gemeinsamen Rahmenwerken – alles nutzlos. Er wolle mit jedem Land, das Partner der USA sein wolle, bilaterale Handelsbeziehungen. Souveräne Staaten will er, unabhängig und nicht eingebettet, patriotisch, stolz und deswegen erfolgreich. «Wir suchen starke Partner, keine schwachen.»
Xi liefert das Kontrastprogramm. Als Treiber des globalen Wachstums und zweitgrösste Wirtschaftsmacht sei sich China seiner Verantwortung bewusst. Die Globalisierung sei ein «unumkehrbarer Trend», von dem jetzt aber auch schwächere Staaten mehr profitieren müssten. Der mächtigste Mann der Volksrepublik macht sich für ein «globales Netzwerk von Freihandelszonen» stark.
Man hat das von ihm schon gehört, und es ist auch arg viel Parteichinesisch dabei. Aber der Applaus ist ihm sicher. In Vietnam wie in anderen Ländern Südostasiens wird fein registriert, wie sich die Machtverhältnisse gerade wandeln. Viele empfinden jetzt schon eine Art Phantomschmerz über den begonnenen Rückzug der Amerikaner. Aber man passt sich den neuen Gegebenheiten an, und es kann ja auch von Nutzen sein.
Trump hingegen zeichnet wieder und wieder das Bild, wie sehr sein Land praktisch von der ganzen Welt ausgebeutet worden sei, und dass damit jetzt Schluss sei. Wer nicht nach den Regeln spiele, könne sich künftig nicht mehr wegducken. Mit Namen nennt er China natürlich nicht. Aber wer gemeint ist, ist klar.
Xi, der die Tage zuvor in Peking die chinesisch-amerikanische Freundschaft zelebriert hatte, geht mit keinem Wort darauf ein. Dabei hatte Trump seine Rede durchaus freundlich begonnen. Auf jeden Fall wollten die USA in der Region fest engagiert bleiben. Aber das geht logisch nicht zusammen: Hier dem Unilateralismus das Wort reden, gleichzeitig aber China ein grosses Feld überlassen – wie soll das gut gehen? Sinn hat es wohl nur für Trump selber: Er handelt mit Peking Schaufensterdeals aus, die er daheim prima verkaufen kann. Dafür aber lässt er den aufstrebenden Giganten seine Wege ziehen.
Sprechzettel statt Geopolitik
Xi dürfte sein Glück kaum fassen können. Zwar sind weite Teile der Trump-Ansprache auf Peking gemünzt – etwa wenn er offene Märkte verlangt, regelbasierten Handel und eine Art strafbewehrten Schutz geistigen Eigentums einfordert. Das hat er aber auch schon in Peking. Das ist eher Sprechzettel als Geopolitik.
Mit grossem Vergnügen hat man in China schon im letzten Monat zur Kenntnis genommen, wie der «Economist» Xi als neuen mächtigsten Mann der Welt präsentierte. Am Freitag legte das Wirtschaftsmagazin nach. Dieses Mal ist auf dem Titel ein Weisskopfseeadler zu sehen, der Wappenvogel der USA, geschmückt mit Trumps Haarschopf. Die Schlagzeile dazu: «Gefährdet: Amerikas Zukunft als Weltmacht». So gefällt das den Chinesen.
Kein Treffen mit Putin
Einer hat in Trumps neuem Bild von «Xi und ich retten jetzt die Welt» gerade keinen Platz, und das dürfte ihn hart treffen: Wladimir Putin. Über Tage stand ein Zweiertreffen der Präsidenten im Raum, Moskau gab sich sicher. Am Freitag wurde vom Weissen Haus vorerst der Stecker gezogen: Terminprobleme angeblich. Russland ist in den USA gerade nicht en vogue. Dort wird wegen Beeinflussung der Präsidentschaftswahl und womöglich allzu grosser Hilfe für das Trump-Lager ermittelt, das bringt schlechte Schlagzeilen. Mit dem Russen kann man gerade keine Deals machen. So blieb es bei einem kurzen Händeschütteln zur Begrüssung.
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