Moralapostel unter Druck
Ein ultrakonservativer Kandidat für den US-Senat soll eine 14-Jährige sexuell misshandelt haben. Die Reaktionen bei den Republikanern auf die Enthüllung sind gespalten.

Eigentlich sollte der Fall Roy Moore nicht wirklich kontrovers sein. Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was die «Washington Post» über das Verhalten des Posterjungen der christlichen Rechten in Alabama berichtet, wäre er als Kandidat für den US-Senat nicht länger zu halten.
Das Blatt berichtet unter Berufung auf das detaillierte Zeugnis des mutmasslichen Opfers, Leigh Corfman (53), wie Moore 1979 als junger Staatsanwalt das 14-jährige Mädchen sexuell missbraucht haben soll. Moore habe sie ausgezogen, berührt und versucht, ihre Hand an sein Geschlechtsteil zu bewegen. Später erzählte Corfman Freundinnen davon, ein paar Jahre später ihrer Mutter. Diese bestätigte die Version ihrer Tochter gegenüber der Zeitung.
«Eine Verschwörungstheorie!»
Moore, der als oberster Verfassungsrichter von Alabama zu nationaler Berühmtheit geriet, weil er ein Denkmal mit den zehn Geboten im Gericht aufstellen liess und sich später weigerte, dieses auf Weisung des Supreme Court in Washington zu beseitigen, weist die Vorwürfe kategorisch zurück. Es handle sich um eine Verschwörung des Blatts und seines demokratischen Herausforderers Doug Jones. «Dieser Müll ist das, was Fake-News im Kern ausmachen.» Nichts davon sei wahr. «Die Kräfte des Bösen sind in diesem Land auf dem Vormarsch», erklärte er. «Wir befinden uns mitten in einer spirituellen Schlacht mit denen, die uns zum Schweigen bringen wollen.»
Damit meinte Moore wohl auch seine eigene Partei, deren nationale Führer dem extremen Kandidaten den Rücktritt nahelegten. «Wenn die Beschuldigungen stimmen, muss er zur Seite treten», forderte Senatsführer Mitch McConnell.
«Nichts Unmoralisches»
Wie sehr die Republikaner gespalten sind, zeigen die Reaktionen an der Basis in Alabama. Der Rechnungsprüfer des Bundesstaats, Jim Ziegler, verstieg sich zu der Aussage, selbst wenn die Vorwürfe stimmten, «ist nicht viel dabei». Seine Begründung: Jesus’ Mutter Maria sei auch ein Teenager gewesen, während Joseph ein erwachsener Mann gewesen sei. «Da gibt es nichts Unmoralisches hier.» Ziegler irrt. Wie es auch Richter Moore besser wissen müsste. Gemäss Strafgesetzbuch von Alabama liegt sexueller Missbrauch vor, wenn der Täter älter als 19 Jahre und das Opfer jünger als 15 Jahre alt ist.
Die Sprecherin des Weissen Haus, Sarah Huckabee Sanders, zeigte mehr Sorge um den Machterhalt im Senat als um die Betroffene. «Der Präsident denkt nicht, dass wir es erlauben dürfen, das Leben einer Person aufgrund von Beschuldigungen zu zerstören, die viele Jahre zurückliegen.» Das war nicht die Reaktion, die sich Trump-Wählerin Corfman erhofft hatte.
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