Alte Kämpfer und neue Gesichter
Je näher die Jura-Abstimmung von Ende November rückt, desto zahlreicher werden die Verlautbarungen von Parteien und Abstimmungskomitees. Neben neuen Gesichtern finden sich auch alte Kämpfer in deren Rängen.
In den ad hoc gegründeten Komitees engagieren sich oft junge Akteure, die den Jurakonflikt in seiner Militanz und die Jura-Plebiszite der 1970-er Jahre nicht miterlebt hatten. Diese Komitees legen Wert darauf, die Jurafrage aus heutiger Perspektive zu beantworten und alte Denk- und Handlungsmuster zu durchbrechen.
Andere Komitees wiederum bieten gestandenen Namen und alten Haudegen des Jurakonflikts Gelegenheit für ein «Comeback» auf der Politbühne.
Bei Bern bleiben
Die Nein-Kampagne der Berntreuen wird vom Komitee «Notre Jura bernois» (unser Berner Jura) geleitet. Präsidiert wird die Gruppierung von alt SVP-Nationalrat Jean-Pierre Graber und der jungen Gemeindepräsidentin von Perrefitte, Virginie Heyer. Dem Komitee haben sich Vertreter verschiedener Parteien und Regionen des Berner Juras angeschlossen.
Daneben weibeln auch die «Caravane du Jura bernois» und die Gruppe «65 » für einen Verbleib beim Kanton Bern. Hinter den beiden Gruppierungen stehen die altgediente Berntreue: der 53-jährige Guillaume-Albert Houriet, seines Zeichens ehemaliger Chef der probernischen «Sangliers», sowie die 85-jährige freisinnige alt-Nationalrätin Geneviève Aubry.
Einen neuen, gemeinsamen Kanton aufbauen
Auf der Ja-Seite vereinigt das interjurassische Komitee «Construire ensemble» (gemeinsam aufbauen) alle jurassischen Parteien sowie diejenigen Parteien im Berner Jura, die für einen neuen, gemeinsamen Kanton sind.
An der Spitze von «Construire ensemble» stehen der Delsberger Stadtpräsident Pierre Kohler und der Gemeindepräsident der bernjurassischen Gemeinde Saint-Imier, Stéphane Boillat. Für das Komitee sind die militanten Jahre längst Geschichte. Heute gehe es vielmehr um einen Wettstreit der Ideen, betonen die beiden.
Eine Gruppe von Studenten aus dem Kanton Jura und dem Berner Jura spricht vor allem Junge über soziale Netzwerke an. Auch ihnen geht es um eine Ideen-Debatte.
Ein weiteres Komitee mit dem Namen «Un Jura nouveau» (ein neuer Jura) entstand auf Betreiben der autonomistischen Bewegung MAJ und deren Generalsekretär Pierre-André Comte.
Auf der Suche nach Geld
All diese Komitees finanzieren ihre Aktivitäten mit Spendengeldern. Die Kantone Bern und Jura haben sich verpflichtet, keine Steuergelder in den Abstimmungskampf fliessen zu lassen.
Mitunter greifen die Akteure auch zu originellen Ideen, um die Komitee-Kassen zu füllen: Das Komitee «Un Jura nouveau» lancierte eine Kunstauktion, die Senioren von «65 » organisierten einen Bazar und «Construire ensemble» lud zum Galaabend.
Historische Bewegungen
In dem seit Jahrzehnten schwelenden Jurakonflikt hatten und haben beide Lager ihre Flaggschiffe. Auf Seiten der Separatisten ist dies insbesondere das «Mouvement autonomiste jurassien» (MAJ). Es entstand aus dem Zusammenschluss des seinerzeit von Roland Béguelin geleiteten «Rassemblement jurassien» und der «Unité jurassienne».
Bei den Berntreuen ist es die «Force démocratique» (FD), mit ihrem Ehrenpräsidenten, dem mittlerweile 85-jährigen alt-Nationalrat Marc-André Houmard.
Sowohl beim MAJ wie bei der FD gibt es viele Mitstreiter, die die Juraplebiszite der 1970-er Jahre und die hasserfüllte Stimmung damals miterlebt hatten. Es erstaunt darum kaum, wenn sich diese beiden Gruppierungen nur schwer von der Kampfrhetorik jener Jahre zu lösen vermögen.
MAJ und FD pflegen beide ihre Jugendbewegungen: die separatistische Gruppe «Bélier» und die Berntreuen «Sangliers». Im Hinblick auf den Urnengang vom November lassen diese beiden Gruppierungen mit verschiedene Aktionen und Plakaten wieder vermehrt von sich hören.
Parteien üben Zurückhaltung
Die meisten politischen Parteien halten sich im Abstimmungskampf zurück und überlassen den Komitees das Feld. Einzig die bernjurassische SVP hat polemische anti-Jura-Plakate angeschlagen.
Dies sorgte ironischerweise nicht so sehr im Kanton Jura für Ärger, sondern im Kanton Bern. Denn dort stehen im kommenden Frühling Regierungsratswahlen an.
Die Bürgerlichen haben sich auf einen gemeinsamen Kandidaten geeinigt, den Bernjurassier Manfred Bühler von der SVP. Und just dieser Bühler posierte auf Fotos vor dem umstrittenen Plakat. Das passte dem Bündnispartner FDP gar nicht.
SDA/js
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