AngetroffenAls Tschingg noch als Schimpfwort benutzt wurde
Obwohl unvergleichbar, fühlt sich Angelo La Scalia mit den täglichen Themen der Integration von Ukraine-Flüchtlingen an seine eigene Ankunft in der Schweiz erinnert.

Vor 60 Jahren ist Angelo La Scalia aus Sizilien seinem älteren Bruder in die Schweiz nachgereist. Wie viele andere konnte der damals 19-Jährige, abgesehen von den ersten fünf Grundschuljahren, keine weitere Schulen besuchen und auch keine Ausbildung absolvieren. Hätte er Arbeit in seiner Heimat finden können, hätte er sowieso viel zu wenig verdient, um davon zu leben. Als willige Kraft mit Armen, die anzupacken wissen, waren die Italiener, die «Tschinggen» wie Angelo La Scalia, willkommen – aber nur als das und vorübergehend. Eine Baufirma in Uttigen stellte ihn als Maurer an, und er liess sich am 24. August 1962 auf dem Einwohneramt in Thun registrieren. Sein Arbeitgeber brachte ihn in einer Baracke unter, wo er 1,5 Jahre wohnte – danach in einem Zimmer bei einer Familie. Die Begegnungen mit den meisten Schweizerinnen und Schweizern waren kalt. «Du hast zu schweigen, du Tschingg bist zum Arbeiten hier», sagten sie zu ihm, «und wenn wir dich nicht mehr brauchen, gehst du zurück.»