Alcon zieht in die Schweiz um
Novartis spaltet die Augenheiltochter Alcon vollständig ab. Der Hauptsitz wird in die Schweiz verlegt. Die Wahl des Standorts soll noch in diesem Jahr entschieden werden.

Auf einmal geht alles ganz schnell: Novartis will die Augenheiltochter Alcon abspalten und an die Börse bringen. Die Entscheidung für einen Börsengang stand seit einiger Zeit schon fest, wie diese Zeitung am Dienstag berichtet hatte. Statt aber Alcon an der Börse zu verkaufen, will der Konzern die Aktien der Augenheiltochter den Novartis-Aktionären über ein sogenanntes Spin-off zuteilen. Novartis braucht auch keine frischen Mittel. So nimmt der Konzern bereits 13 Milliarden Dollar ein, weil er seinen Teil des Gemeinschaftsunternehmens für frei verkäufliche Medikamente an den britischen Partner GSK verkauft. 5 Milliarden aus dem Verkaufserlös will Novartis seinen Aktionären über ein Aktienrückkaufprogramm ausschütten. Kauft eine Gesellschaft Aktien zurück und zieht sie ein, steigt rechnerisch der Gewinn je Aktie. Entsprechend gut kamen die Pläne von Novartis an der Börse an.
Mit der Abspaltung von Alcon trennt sich der Konzern von der letzten Hinterlassenschaft der Ära des Konzerngründers Daniel Vasella. Dieser hatte den Augenheilmittelspezialisten 2011 für rund 50 Milliarden Dollar gekauft. Doch unter der Führung von Novartis entwickelte sich Alcon zu einem Sanierungsfall. Im Laufe der Jahre wurde Alcon dann zerschlagen: Das hochmargige Geschäft mit patentgeschützten Augenmedikamenten von Alcon mit einem Umsatz von rund 5 Milliarden Dollar hat Novartis seiner Pharmasparte zugeschlagen. Das verbleibende Geschäft mit Operationsgeräten und Kontaktlinsen, das einen Umsatz von insgesamt rund 7 Milliarden Dollar macht, wird nun abgespalten. Analysten schätzen den Börsenwert von Alcon auf 25 bis 30 Milliarden Franken. Damit wäre die neue Alcon-Aktie auf jeden Fall ein Kandidat für den Leitindex SMI. Überraschend ist, dass Novartis im Zuge der Abspaltung den Firmensitz Alcons aus den USA in die Schweiz holen will.
Sie wollen den Hauptsitz von Alcon in die Schweiz verlegen. Warum?
Die Schweiz ist ein sehr attraktiver Standort mit Blick auf die Arbeitsgesetze oder das steuerliche Umfeld. Das gesamte Geschäftsklima erachte ich als positiv. Auch die Tatsache, dass Novartis hier seinen Hauptsitz hat, spielte bei der Entscheidung eine Rolle. Der alte Stammsitz in Fort Worth wird aber ein wichtiger Standort für Alcon bleiben.
Wollen Sie Alcon in Basel ansiedeln? Und wie viele Jobs wollen Sie in die Schweiz holen?
Es ist zu früh, dazu Aussagen zu machen. Ich denke, dass wir im Laufe dieses Jahres mehr zur Wahl des neuen Standorts werden sagen können.
Alcon hat vier Standorten in der Schweiz. Wäre es nicht logisch, den neuen Konzernsitz an einem davon anzusiedeln?
Mit rund 300 Mitarbeitern ist Freiburg der grösste Standort von Alcon in der Schweiz. Das europäische Hauptquartier befindet sich in Genf. Wo Alcon bereits präsent ist, wird bei der letzten Entscheidung über den Konzernsitz sicher eine Rolle spielen, aber es gibt noch keine finale Entscheidung.
Alcon wird in eine neue Firma überführt, deren Aktien Sie den Novartis-Aktionären übertragen. War das der einzige Weg, einen Abschreiber auf den Goodwill von 16 Milliarden zu vermeiden?
Nein, Erwägungen zu den immateriellen Vermögenswerten, die wir wegen Alcon in der Bilanz haben, spielten bei der Entscheidung keine Rolle. Unser Hauptziel war, den Wert für unsere Aktionäre zu maximieren, und wir glauben, dieses Ziel mit einem Spin-off zu erreichen.
Was passiert dann mit dem Goodwill?
Wir werden ihn rund zur Hälfte bei Novartis behalten, und die andere Hälfte wird auf die neue Alcon übertragen. Novartis behält ja schliesslich auch das Geschäft mit patentgeschützten Augenpharmazeutika, die wir im Zuge der Alcon-Übernahme mitgekauft haben.
In der Medienmitteilung heisst es, dass Alcon-Chef Mike Ball in den kommenden Wochen potenzielle Investoren treffen wird. Ist ein Teilverkauf doch noch möglich?
Nein, Alcon wird zu 100 Prozent aus Novartis herausgelöst und den Aktionären übertragen. Mike und ich werden in den kommenden Wochen mit unseren grossen, internationalen Aktionären sprechen, um sie davon zu überzeugen, dass es Sinn macht, die neuen Alcon-Aktien zu behalten.
Der Zeitpunkt der Ankündigung überrascht. Warum kündigen Sie die Abspaltung jetzt an?
Wir brauchen einfach 9 bis 14 Monate Vorlauf, bis wir Alcon als neue Gesellschaft tatsächlich abspalten können. Wir müssen die IT-Systeme trennen, die Fertigung reorganisieren, Alcon braucht eigene Business-Services wie eine Personalabteilung. Wenn alles bis zum 1. April parat sein soll, müssen wir jetzt loslegen.
Diese Vorbereitungsarbeiten hatte doch vor über einem Jahr schon Ihr Vorgänger angekündigt. Ist da nichts passiert?
Ich kann nicht für meinen Vorgänger sprechen. Pläne für die verschiedenen Szenarien sind gemacht und durchgerechnet worden, jetzt geht es um die Umsetzung der ausgewählten Lösung.
Novartis hat im Jahr 2011 über 50 Milliarden Dollar für Alcon bezahlt. War der Kauf rückblickend betrachtet ein Fehler?
Wenn ich zurückschaue, so hat uns Alcon geholfen, in zwei Bereichen Weltmarktführer zu werden. Wir sind führend bei patentgeschützten Augen- pharmazeutika und bei OP-Geräten wie Laser und Ultraschall. Das Geräte-Geschäft passt nicht länger in unsere Strategie, das geben wir unseren Aktionären. Das Augenpharmageschäft passt dagegen sehr gut zu Novartis. Daher behalten wir es.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch